a roma

(A)ROMA 15.04.2008

Forum Romanum

Ausgang Metro Station Kolosseum. Eine leichte Brise Blutwurst. Zur Rechten die scheußliche Via die Fori Imperiali von Mussolini angelegt, welche mit viel Asphalt das Forum Romanum zerschneidet. Wir überqueren die Via Labicana, dennoch sind Abgase nur mit großer Mühe zu erschnüffeln. Der äußerste Ring des Kolosseums aus Travertin, geruchlos. Der Eingangsbereich liegt an einem Ende des äußeren Ringabschnittes. Touristen mit Fotokameras stehen betrachtend davor. Ein kurzer Regenschauer wird geschluckt von den Ritzen des Kopfsteinpflasters. Durch die Drehkreuze aus Metall betreten wir die Umlaufbahn Kolosseum, erster Verteilerring. Die Feuchtigkeit saugt den erdigen Geruch aus den von Papst Pius für den Wiederaufbau verwendeten Ziegel: Steinformat: 3,2cm x 28cm x 10cm.

Dahinten, in dem lehmigen, gelb-bröckeligen Sportpalast aus dem Jahr 72 v. Chr. hatten sie mal den Drecksleuten immer zur Mittagszeit, so als Zwischeneinlage, während das Gelümmel und menschliche Gehänge seine miesen Brotfladen reinstopfte und irgendein Frascati – Gesöff der damaligen Zeit fettig und schwitzend und aus den lumpigen Gewändern stinkend, umgeben vom Geruch der Schweißfüße in sich reinlaufen ließ, ungeübte nackte Menschen mit Schwertern vorgetrieben, jeder Hieb traf. Da schwenkten sie schreiend ihre Stummelarme, aus denen die roten Fäden rausliefen, und blutige Fleischstücke flogen durch die Luft, aus der geschlitzten Bauchhaut quollen die Innereien hervor, während der Pöbel fraß und sich am Sack kratzte. „Also hör mal, Gaius, die Nuß da in der vorderen Reihe (er rülpst sauer auf), der möcht ich gern mal eine vorknallen, he, he?! (und kaut die mitgebrachten grünen Bohnen).“ Und Gaius aus der Vorstadt kratzt sich schon am Sack. (Brinkmann, Rom, Blicke S58)

Ganz so derb wird es nicht zugegangen sein, denn während der Gladiatorenkämpfe unter einem gespannten Sonnensegel wurde Wasser und Parfüm Essenzen über der Menge zerstäubt. Ein frisches Kohlenstoff Gemisch, das sich wolkenartig ausbreitete und das euphorische Blut & Blumen Spektakel im präsemantischen Gedächtnis einbrannte.

Nähe Ausgang stehen Olivenbäume. Obwohl wir an den Blättern reiben entwickelt sich kein Duft. Am Titusbogen riecht es kurz nach Gummibärchen, ein paar Schritte weiter südlich, zum Eingang Palatin hin, nach Fladenbrot. Im Osten betreten wir den Palatin. Die Severischen Thermen aus Backstein erheben sich wie zerfressene Zähne. Direkt daneben das Stadion des Domitian. Ein lang gezogenes Rechteck, wie eine Baugrube fünf Meter tiefer als die Umgebung. Ein Mann reitet auf einer flotten Rasenmähermaschine, es duftet nach frischem Gras. Anschließend die Überreste, Mauerfetzen von Domus Augustana mit einem Pinienbaum auf der grünen Wiese. Blütenduft. Im Haus des Augustus liegt die Attraktion, eine illusionistisch perspektivische Darstellung hinter Glas, geruchlos. Über die Flavischen Gärten mit Buchsbäumen, welche in strengen Achsen verlaufen, gelangen wir zum Ausblick über das Forum Romanum. Ein kleines Glyzinien – Bäumchen, sehr geschickt direkt hinter uns platziert – violette Blüten hängen in Traubenform herab – versorgt uns mit Fliederduft. Einzelne Stützen, rechtwinkliges Gemäuer, weiße Marmormenschenreste und fettig glänzende Kapitellfragmente liegen vor uns über der Wiese zerstreut. Im Haus der Vestalinnen räkelt sich die einzigste weibliche Priesterschaft in weiß blauen Gewändern an den Wasserbecken.

glybaumchen.jpgGlyzinien Bäumchen

Über die Ponte Cestio überschreiten wir den reißenden Tiber. Dieser fließt von kräftigen Betonmauern gefasst in strengen Bahnen. Da verbirgt sich noch viel Gestaltungspotential für die Zukunft.

Trastevere

Auf der Piazza di Santa Maria, auf den Stufen des zentralen Brunnens futtern wir eingelegte Tomaten, trockene Wurst die beim Kauen in ihre Einzelteile zerfällt und trockene Brötchen. Vor uns ein Bettler der mit dem rechten Zeigefinger in einer Fischdose rumfummelt, dahinter Maria in zehnfacher Ausführung mit irgendetwas kugelartigem in der Hand. Eingefrorene Typen in Umhänge gehüllt stehen auf der Balustrade. Ein paar Schritte weiter im Ombre Rosse auf der Piazza Sant`Egidio gibt es Cafe und Tiramisu. Die Wandverkleidung hat nicht wie in Wien oft zu sehen Brusthöhe, sondern Tischhöhe und auch nach langem Nase platt drücken ist die Temperafarbe nicht mehr zu erschnüffeln.

Palazzo Farnese strenger Renaissanceduft

Von der Via Giulia kommend, Grünzeug hängt über der Straße herab, Holzfällersteaks liegen in der Luft, biegen wir in die Via del Maschirone mit einer Schreinerei an der Ecke, wir schreiben Holzspanduft und betreten die Piazza Farnese vom Tiber her kommend Richtung Nord Ost gehend über feuchtes Kopfsteinpflaster, etwas Fettgeruch mit Orangenplätzchen zum Brunnen hin dann Geruch nach Handcreme, fünf Meter weiter Benzol. Ein Hund kackt auf das Kopfsteinpflaster, die Besitzerin lässt den Haufen geschwind in der Plastiktüte verschwinden mit einer Geschwindigkeit die kaum zu riechen war. Direkt vor dem Pharmaziegebäude gegenüber dem Palazzo Farnese vernehmen wir würzigen Pfeifentabak.

Auf dem Campo de`Fiori steht der Giordano Bruno im Kapuzenanzug, nach unten blickend, die Kapuze übers Haupt gezogen: A BRUNO IL SECOLO DA LVI DIVINATO QVI DOVE IL ROGO ARSE

Geruch nach verbranntem Menschenfleisch.

(A)ROMA 16.04.2008

Aus dem Hostel heraus, die Via Milazzo runter vorbei an dem Laundromat mit Waschpulverduft, vorbei am Gemüseladen mit Bananenduft, die Via Marsalla hoch, an Dönerfleischgeruch vorbei, über die Via Marsalla zur Stationi Termini mit einer eingebauten Apotheke und Chlorduft laufen wir direkt zum Verkehrsknotenpunkt Piazza della Republika, dennoch erstaunlich wenig Abgasgeruch und spüren in die Santa Maria degli Angeli, welche sich hinter einer gekrümmten unscheinbaren Backsteinfassade verbirgt auf die ein Zebrastreifen zuführt. Beim Eintreten vernehmen wir einen leichten Vanilleduft.

Kaleidoskopische Lichtspiegelungen an der Wand. Renovierungsarbeiten am Marmorimitat der korinthischen Pilaster. Vanilleduft. Zum Altarbereich hin Vanilleduft. Zur Rechten die Maria in weiß

und hellblauem Gewand mit künstliche Blumensträußern und elektrischen Kerzenimitatlichtern in Reih und Glied. Das gesamte Arrangement geruchlos. Wir werfen 10Cent ein. Ein Licht geht an.

Borromini versus Bernini runder, lieblicher Barock

An der Kreuzung Via del Quirinal mit der Via delle Quattro Fontane steht an jeder Gebäudeecke ein hauchdünn bemooster Brunnen und an diesem Ort steht gleich an der Autofahrbahn die S. Carlo alle Quattro Fontane, erbaut 1638-1677. Beim Eintreten in den Vorraum vernehmen wir einen Vanilleduft. Ebenso beim Eintreten in den Hauptraum. Dieser hat den Grundriss einer Ellipse mit zwei halbovalen und zwei halbkreisförmigen Apsiden und ist gerade mal so groß wie ein Vierungspfeiler von St Peter. Auf einer Höhe von 2m ist der Duft relativ stabil, weiter zum Boden hin wird er etwas kühler. Zur rechten riecht ein Weihwasserbecken etwas lehmig. Im Rundgang entfaltet sich Knoblauch, in der Gemäldegalerie Leinöl gemischt mit einem Hauch Flieder. Der barocke Treppenabgang bleibt neutral, in dem leeren bauchigen, flachen Kryptaraum werden Erinnerungen an einen trockenen Weinkeller geweckt.

Kaum 500 Schritte weiter liegt der große Konkurrent hinter einem kleinen Vorplatz, das Spätwerk Sant Andrea al Quirinal, erbaut 1658-1678. Beim Eintreten in den Vorraum vernehmen wir einen Vanilleduft. Ebenso beim Eintreten in den Hauptraum. Dieser hat den Grundriss eines Ovals und ist nur etwas größer als ein Vierungspfeiler von St Peter. Doch der Geruch wechselt plötzlich in etwas modrig und sogleich – Touristen kreuzen – in blumig um dann wieder zu Vanille zurückzukehren. In 2m Höhe gibt es starke Verwirbelungen von Vanille zu modrig/lehmig, daraufhin etwas Birne. Senkt man die Nase zum Boden hin, auf welchem ein Doppelkopfadler abgebildet ist, kommt eine leichte Brise Salz hinzu. Vom Umgang mit echten, aber geruchslosen Blumen gelangen wir in einen geruchsneutralen Vorraum mit leeren Regalen und von diesem in ein WC mit leichtem Urin/Putzmittelduft. Ein weiterer prächtiger holzverkleideter Raum ist vom Umgang aus zugänglich in dem wir einen tiefen Schwarztee Vanille Holzpflegemittelduft vernehmen.

Auf der Piazza della Minerva mit der Skulptur Obelisk auf Elefant warten wir etwa 10min auf der Suche nach dem besonderen Duft, doch nichts kommt. Auf dem Weg zum anliegenden Pantheon queren Spuren von zitronigem Brot. Relativ geruchsfrei auch der Eingang zum Pantheon. Im Rundbau ein quirliges Treiben interessierter Touristen. Einem Japaner konnte man eventuell etwas Ingwer abgewinnen, eine Drehung nach links aber schon eine Französin mit Lavendellduft und ein paar Meter weiter ein ähnlich riechender Putzmittelduft, welcher gleich von etwas Furz, womöglich einer aus der Horde Deutscher abgelöst wird. Blickt man zum Okulus werden die Augen geblendet, die Nase schließt sich. Im Zentrum des zentralen Rundbaus ein Abfluss, geruchlos.

Über den furchtbaren Asphalt Corso Vittorio Emanuele streifen wir in die Via del Governo Vecchio und genehmigen uns einen wunderbar kräftigen Cafe für 70Cent und pilgern vorbei an den kleinen Secondhand Läden in Richtung Da Tonino al Governo Vecchio in dem wir leckere Pasta mit Käse und Speck speisen. Ausgeruht biegen wir in die Via Giordano, der Duft von Schwarzwälder Schinken wird abgelöst von Vino Bianko aber nur für kurze Zeit, denn gleich an der Kreuzung Via di Monte gibt es einen Gemüselager von dem uns ein frischer Wind mit Gurke, Rosenkohl und Zuchini entgegenweht. Gleich an der Ecke gibt es einen Schneider mit lässigem Schmuck über der Eingangstür. Die Rettung des Jesuskindes mit der Feuerwehr. Der Schnüffelversuch gestaltet sich schwierig, keine Leiter ist zur Hand. Auf der Schulter von DI Rahmer nähere ich mich dem Gebilde und erschnüffele etwas Heu mit leichten Ölrückständen. Dies war aber besonders schwierig, da Gurke, Rosenkohl und Zuchini an diesem Ort sehr dominat sind.

jesus.jpgDie Rettung des Jesuskindes mit der Feuerwehr unter dem Schutz der heiligen zwei Ferraris.

(A)ROMA 17.04.2008

Mit dem 40er Bus zum Vatikan. Wir stehen im Drehgelenk, es riecht nach Gummiboot, an der Haltestelle Piazza Venezia entsteht beim Türeschließen ein Vanilleduft. Ankunft Sankt Peter.

Alberti lobte die damals fünfhundertfünfzig Jahre alten zypressenen Türflügel von der Peters-Basilika

und schreibt allgemein über die Zypresse:

Ihn zählten die Alten unter die vorzüglichsten Bäume, der nicht viel der Zeder und dem Ebenholz nachgebe.

Ja, bei den Indern wird die Zypresse fast als Gewürz hochgeschätzt, und zwar mit Recht. Es loben ihn die, welche Ammoniak aus Chios oder der Cyrenaika haben wollen, das wie Theophrast versichert, ewig hält, sei es in bezug auf Geruch, Glanz, Kraft, Größe, Schärfe oder Dauer. (Leon Battista Alberti, Zehn Bücher über die Baukunst S84)

St Peter betreten wir durch das jüngere bronzene Tor von Filarete. Weihrauch dringt in uns ein. Ich versuche mich mit den Blicken irgendwo festzuhalten doch das Auge rutscht an der unscharfen Oberfläche ab und kommt erst am Boden wieder zur Ruhe. Kurzes Durchschnaufen. Eine Soundinstallation, klopfende Hämmer sind zu hören. Ein erneuter Blick zur Decke liefert das gleiche unscharfe Ergebnis. Jetzt bemerke ich zudem die Deckenstrahler in Kreuzform, welche einem entgegenstrahlen. Sinnvoller wäre es, die Decke von unten anzustrahlen. Insgesamt ist die ganze Kirche schlecht ausgeleuchtet. Die erste Bewegung nach rechts zu Michelangelos Pieta, die 1972 nach einem Anschlag hinter Panzerglas geruchsneutral versperrt wurde. Ich drängle mich zwischen Duschbad und Zahnpasta Touristen und beschnuppere die fettige Skulptur aus der Distanz, doch das Gedränge ist zu dicht. Sogleich entwinde ich mich der Menge und schlendere zum 29m hohen Bronzebaldachin, vorbei an der Capella del Sacramento aus welcher Weihrauchschwaden ziehen.

Am 24m dicken Vierungspfeiler sitzt der heilige Petrus, welchem die Leute zur Ehrerbietung die Füße mit der Hand berühren. Es riecht nach Tymian mit caramelisiertem Zucker. Vom Bronzebaldachin her weht Kerzenduft, welchen ich umgehe um zur Heiligen Veronika mit dem Schweißtuch zu gelangen.

Nachdem Jesus so durch die Gegend mit blutverschmiertem Gesicht wanderte, reichte sie ihm das Tuch

mit dem er sein Gesicht abwischte, danach war sein Antlitz auf dem Tuch abgebildet. Es riecht nach Marschmallows und den vom Baldachin herüberströmendem Kerzenwachs. Die Lautsprecher an den Vierungspfeilern sind marmoriert, doch die Soundinstallation kommt nicht dort heraus. Nein, jetzt bemerke ich die Gerüstarbeiten in weiter Ferne am Tambour der Kuppel. Auf dem Rückweg mit etwas Vanille betrete ich den Zugang Basilika Dispietro mit der Auflistung aller Päpste. Es riecht nach Kautschuk mit Desinfektionsmittel, wie in einem Sportgeschäft. Das würde sich hier auch ganz gut machen unter den kleinen oval geschwungenen Decken mit Okulis, schön geschwungene Sportschuhe an den Wänden aufgereiht, in der Mitte Vitrinen mit Vatikan Shirts und Verkäufer in orange blau gestreiften Anzügen…

Draußen auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher in die Vatikanpost mit warmer Luft und Teppichboden, Stempelkissen, Putzmittel Geruch. Daraufhin folgt das Vatikan WC mit riesengroßer Touristenschlange. Weiter Savelli Gift Shop mit starkem Vanilleduft, gefolgt von einer Sandwichbar mit Sandwichtoast. Schwarzafrikaner verkaufen Sonnenbrillen auf mobilen Kartontischen.

An der Ecke ein Van zu einem Imbissstand umgebaut, mit Cola in Plastikflaschen und Sandwiches, vor mir eine Frau mit Parfüm – ähnlich wie in der Kirche – Vanilleduft. Wir schlendern zur Metrostation Cipro Museo vorbei an Fliederduft zum Cacio e Pepe wo wir sehr leckere Kartoffeln mit Spinat genießen. An der Straßenbahn 2, Station Flaminia weht ein kurzer intensiver Geruch nach abgeriebenen Bremsbelägen vorbei, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen ist. Im Eingangsbereich entfaltet sich Red Bull, zu den Sitzen hin wird es rusig. Während des Aussteigens an Nervis Palazetto dello Sport gibt es Schornstein, im Inneren unter der geflochtenen Stahlbetondecke Bohnerwachs. Westlich gehen wir die Via Guido hinaus zu Zara Hadids Rohbau, vor einem Betonmischer werden wir zum Stehen gebracht, dort verbreiten sich Abgase und Zement. Für einen besseren Überblick betreten wir ein gegenüberliegendes Mietshaus, mit typischem Schweinebraten Mittagessen Geruch im Stiegenhaus. Auf dem Dach sind zufälligerweise Reparaturarbeiten, unter den Ziegeln werden Bitumenbahnen geschweißt, in der Luft liegt schwerer Heißbitumen, Teer, Asphalt.Gegen Abend beriechen wir das Studentenviertel San Lorenzo. Die Ergebnisse sind auf folgender Skizze zusammengefasst.

Studentenviertel San Lorenzo
plan.jpg
1 öffentliche Mülleimer – Duft nach Sonnenöl
2 Internetpoint – Nach wie vor Sonnenöl
3 Bar „Bloer“ , Putzeimer im Eingangsbereich – Chlor
4 modrig leerer Mülleimerduft mit etwas feuchtem Putz
5 gebratene rote Wurst
6 Altöl
7 Jasmin
8 Cafeteria – frisches Gebäck
9 Pasticceria Paci – Zuckerguß, Blätterteig, Nougat
10 Ora pro nobis punkgrafiti mit Kaktus – siehe 9
11 leerer Mülleimerduft mit etwas Gummi
12 Cocorico – Katzenhaar
13 Pizzeria – Hefeteig mit Tomate
14 zitroniges Putzmittel
15 Tabakgeschäft – Patschuli
16 Legend Pup – schwerer warmer Irish Pup Duft
17 gekochter Blumenkohl
18 Räucherstäbchen
19 Papa Noahs – Gras
20 Friseurladen – Shampoo Apfel
21 Gelateria – Pistazien

Rüdiger Krenn

Clementinengasse ÄÄÄ
Schlüpfrige Eier
Datum: 01.11.04 17.11.04 Meter: 8350-8400 Zeit: 69.21-70.09
Räume:7 Darsteller: 5 Absagen: 8 Zusagen: 2
Reptilienzentrum Wien Chamäleons, Boas, Vogelspinnen in Glaskästen.
Feuchtwarme Luft.,Geruch aus einer Mixtur von Torf, abgestandener Schalenhaut
und schlüpfrigen Eiern. 10.30 Uhr, zu viele Kunden. 12.00 Uhr, zu viele Kunden,
15.00 Uhr Kameralauf über Riesenschildkröten aus Äthiopien, das Stück zu 3000
Euro, vorbei an gestapelten Plastikboxen, gefüllt mit Heimchen, das Futter für die
Reptilien, eine organische Nährformation, getrochnetes Gras in Plastiktüten.
Terrarium mit Boa, Wand. Flur, Fenster. Hof mit Müllbehälter, Wand. Nr. 38, man hört
Geschirrgeklimper und Gespräche. Niemand macht auf. Nr. 27 Guckloch öffnet sich:
„Ja, Bitte.“ „Filmprojekt.“ „Na Danke.“ Nr. 26 eine junge Frauenstimme : „Na, Danke,
kein Interesse.“ Nr. 29 Glaselement in der Türe öffnet sich. Der Herr hat keine Zeit, da
er gerade seine Dissertation schreibt. Nr. 32 hat kein Interesse. 3ter Halbstock.
Jugoslawische Familie versteht nichts. Nr. 33 sehr nette junge Frau ist leider nicht in
der Lage mitzumachen, „aber die Nachbarn bestimmt.“ Nr. 39 ältere Frau fragt, was
das sein soll. Älterer Herr kommt aus dem Hintergrund: „Nee, Nee, Nee, Nix, Nix,
Nix.“ Treppenaufgang. Holztüre mit Glaselementen, in die Blumenmuster
eingeschliffen sind. Letzte Tür, Stefan Sallinger, verschiedene Aufnahmevarianten, in
der Küche, im Wohnraum mit Hängematte, Pflanzen, Mutter mit Kind im Arm, Pflanze,
Wand. Spielgehänge über Babybett, Wand. Herr Sallinger ruft gleich noch seine
Nachbarin Dr. Johannisburg an. Im Zentrum ihrer Wohnung ein buntes
Plastikküchenelement mit Schubladen, Mikrowelle und abgehängtem Besteck für
Kinder, Kindergeschrei im Hintergrund, braunes Ledersofa. Wand. Lücke, Wand.
Absage vom Generalkonsulat der Republik Sierra Leone. Stiegenaufgang mit
Autodata-Schild an der Eingangsdoppeltür. Büro Buchhandel Prachner, Schreibtisch,
mit Büchern und Kartons, blau-weiß schimmernder Computerbildschirm,
Papiersackerl am Fenster. (Auszug aus dem Linienprotokoll)

04.03.08

1230 Wien, Anton-Freunschlag-Gasse, die Luft ist durchsetzt von Wurst, in der Nähe ist die Radatz Wurstfabrik. Im Unterschied zu Ottakring, wo die Luft nach geröstetem Malz eine leicht süssliche Prise verströmt, denkt man hier an schwere, saure Kesselbrühe . In die neue Wohnanlage mit 55 Wohneinheiten, die wir dort bauen wird wohl kaum eine Vegetarierin einziehen wollen. (MK)

Dublin Duftparade 19.03.08

Duftnote 1
Vom Cafe Society aus duftet die Gasse davor ROT und SCHWARZ. Düfte sind oft nur über Farben zu beschreiben, was allerdings eine Verfehlung bedeuten könnte, das Cafe haben wir uns ausgesucht, nahe der touristischen Trampelpfaden des Temple Bar. Der Innenraum des Cafes ist eine Wolke aus dicker Luft. Es wird nicht mehr geraucht in Irlands Cafes. Ein Duftfaden meines Cafe Lattes kitzelt meine Nase. Er riecht ebenfalls nach Wärme und nach Braun. Schön, in Dublin zu sein. Im Hotel entdecke ich eine Kiste Mandarinen.

Duftnote 2 Litton Lane
Eine schmale Straße. Wir haben Duftnote 2 direkt neben das Litton Lane Hostel geklebt. Die Gerüche im Voerdergrund sind fettig, verweisen auf ungesundes Essen, Fastfood, es riecht nach Blut(eingetrocknet auf OBs), nach Schokolade, nach Zwiebel , nach Benzin.
Der Wind treibt alle Gerüche durcheinander. Der Liffey wirkt neutralisierend.

Auszug aus Cecilia Ahern´s „P.S. I love you“
“ But that was something she never intended to work. She wanted it exactly as Gerry had left it. Unfortunately his smell was beginning to fade, replaced by the unmistakable stink of her own skin.” S. 17

Duftnote 3 O´Connell Street
Parfum, Benzin und Plastik zwischen den alten Gemäuern. Die moderne Architektur duftet nicht. Duft der Einkaufsstrassen europaweit gleich.

Duftnote 4 Moore Street
Blumenduft (Frohnleichnam), Gemüse, Zigaretten. Der Markt riecht von nichts bis wenig. Gemüse , Zigaretten. Klebstoff , Teergemüse. Trotz traditioneller Marktschreierin kein Marktfeeling. „ All automatic state for one hero.“

Duftnote 5 Parnell Street
Vor dem Dublin´s Writer´s Museum
Geruchlose Strasse. Ein wenig windig. Nach dem modrigen Museumsbesuch, ein Nichts an Düften, Beckett inspirierter Duft.

Oscar Wilde „ Magdala´s Walks“ . Aus “ Poems 1881…
…” odour of leaves and of grass and of newly upturned earth. The kingfisher flies like an arrow and wounds the air.”

Cliffs of Moher

Duftnote
Windiges Cliff.
Bisher der klarste und weichste Duft der Insel. Der Wind vom Meer bringt reine Düfte mit sich. Der Duft derer , die nicht sprangen im Cafe. Sie riechen nach Seife. Das Schwingen . Dreistufiges Cliff, drei RiesInnenschritte und die Schwingen : sie breiten sich aus bereit sich in den Wind zu werfen, bereit von ihm getragen zu werden.

dublin-07.jpg

Duftnoten bei der 1. Internationalen Architekturnasale ///

 

Der Olfaktorische Reiseführer wird im Rahmen der Nasale (La Nasale di Vienna) , die vom 04.-27.Mai in Wien stattfindet, vorgestellt. Arbeitsgruppen aus Europa und Südamerika werden erwartet. Präsentiert werden Literarische Duftnoten aus europäischen Städten.Welche Stadt gewinnt das Goldenen Feilchen , welche Stadt die goldene Stinkmorchel.

Persönlicher Reiseführer

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