Dog City
im Zuge der Filmaufnahmen von Hund Jackie in Linz im Juni, Linz durchschnüffeln 80 Minuten beschreibt Hund Harry seine literarische Duftreise durch die Kulturhauptstadt
Hund Harry
Endlich raus aus dem Mief der Jugendherrberge, Stockbetten aus Pressspanholz auf Musterteppich, ich kanns nicht mehr riechen, wie kann man nur so degenerieren, unsereins hat den Standard vom Steppenwolf beibehalten. Arme Zivilisation, vom Neandertaler zum Mottenmensch, gut dass wir Hunde unsere Pfoten haben, im Vergleich zu den erbärmlichen Tatzen der Katzen, wenn ich heute eine sehe, dann aber Ende Gelände, aus die Maus, jetzt aber raus aus dem Motten-Loch. Nochmal kurz am Teppich scharren, bis die Flusen fliegen, dann in die Stadt, Kulturhauptstadt, dass ich nicht lache, Läusekultur vielleicht, mal sehn wie die Straßen duften, wetten es stinkt an jeder Ecke nach Linzer Schnitte, oder Linzer Stangerl, Mürbteig mit Schokolade, da kommt mir ja jetzt schon das Kotzen. Tschi, Tschi, Tschi, jetzt muss ich auch noch niesen, die Hausstaubmilben haben den billig gefärbten Teppich verlassen und mich befallen, da helfen nur drastische Abwehmaßnahmen, die chemische Hundekeule sozusagen, kratzen bis die Milben abkratzen, eine Milbe für Papa, eine für Mama und 100 Milben ins Klo, Frauchen schüttel dein Haar, jetzt noch runterspülen, dann ist alles in Butter, oder mit Domestos den Abfluss runter, ein Urinbad für die 100, die Lache von gestern, der Tod für die heute juckenden, elende Teppichbewohner. Frauchen lässt mich machen, die hat gut lachen, Milbenplage see you in the next live, good by, Linz hat euch verloren, kleine Kulturplage, ein Segen für unsere Hochkultur, nun aber weiterschnüffeln, da muss doch irgendwo ein Duft von Hochkultur sein auf den Straßen, den Gässchen, oder den Hausecken.
Fell
25 °C am vormittag schon, unsereins mag es kühler, mit einem dicken Pelz lässt es sich im Winter gut leben, als Schlittenhund im tiefen Schnee, das wärs jetzt, Softeis, und Kollegen meiner Rasse. Stattdessen muss ich hier alleine auf der Straße gehn, mal ein paar Haare abschütteln, Spuren hinterlassen, die Flaschenpost für meine Kollegen folgt sofort an der nächsten Hausecke, sollen die alle wissen, dass Harry da war. Während die Menschen ihr Fell fast ganz verloren haben und mit stinkenden Kleidern durch die Gegend laufen müssen, haben wir unsere gleichmäßig homogene Haarpracht behalten, schöne Farbverläufe, feine grafische Nuancen, das alles muss der Mensch durch Fetzen am Leib nachmachen, meistens mehr schlecht als Recht, das Kleid meines Frauchens z.B ist eine einzige Kulturstadt für Milben und Motten, Hatschi, da muss ich schon niesen nur beim drüber nachdenken. Trapp, Trapp, trapp, schau mich nur an in meinem sauberen Pelz, ein paar Körperhärchen machen da den Kohl auch nicht fett. Frauchen hat wenigstens eine feine Mähne.
Wenn Ihr Flachländler wüsstet, wie die Welt für Hunde ist, keine Scheibe, kein Globus, eine Linie ist die Welt und am besten eine ohne Schnittpunkt, laufend neue Eindrücke, ha, ein Tag am Meer ist für unsere Art ein Tag am laufenden Pissband, eine Duftparty exquisit. Hundepisse wie am laufenden Band, wie auf einer muslimischen Gebetskette aufgereiht, das ist das Hundeparadies, ein Minarett im Sockelbereich, wie gerne umrunde ich ein solches tausendmal am Tag, die heilige Kaaba für Hunde, aber genug der Schwärmerei. Hallo Kollege, du mit den gescheckerten Ohren, bist du ein Beagle, oder ein Wellensittich auf Vier Beinen, kleiner Scherz, komm lass uns gemeinsam Schnüffeln, lass und die Kirche umrunden, das wärs, was meinst du mein Kleiner. Ach du willst nicht, jeden Tag die gleiche Gebetsmühle, na und, ein Rosenkranz kann nicht schaden, mmh das ist es, riech mal an diesem feinen Stützpfeiler, lecker Schlecker und ein Bodendecker, kurz benässen das ganze, ja nun du, feines Sößchen aus dem kurzen Höschen, damit hier auch gar nichts mehr wächst. Nun aber weiter, wie war dein Name, ah der Gonzo, wohl ein Austro-Mexikaner, ach so nur ein billiger Straßenkötername aus dem Vorort, ach so auf Bildungsurlaub mit den Herrlies, na denn Gonzo, was in der Bäckerei hockst Du den ganzen Tag. Seelig sind die Backwarenausfahrer unter den Menschen, da sie jeden Tag von einer duftenden Bäckerei zur nächsten fahren und ihr feines Gebäck austragen, wenn als Mensch wiedergeboren werden, dann nur als Bäcker, oder dessen Fahrer, am Besten aber als Fleischwarenhändler, yeahh.
Nun denn: Hoppeldimoppel, wie schön ist’s im Doppel-Hoppla! Was war das?… Na ja, Harry Hase, das kommt davon. Sag ich’s doch. Von deiner blöden Hoppelei. Immer schön ein Bein vor das andere. Links, rechts, links…Scheiße. Scheiß Stein! Weg damit! Reiß dich zusammen Harry, hast doch Augen im Kopf! Oder? O.K! Links, rechts, links, rechts…ein Löffelchen für Mama, eins Löffelchen für Papa…Brav! Braver Junge! Junge gut-alles gut. Jetzt geh spielen! Sonne scheint, Vöglein singen, Lüfte schwingen. Und tschüss!…Was ist das? Mhmm, wie gut das riecht! Von links da: Süß! Noch süßer. Die Süße von nebenan! Wetten? Unverkennbar, diese Duftnote. Die Mitzi! Das ist so eine. Was sucht die da im Gebüsch? Wehe, wenn die mir nach Hause kommt. Na, mit der wird ich ein Hühnchen rupfen. Oder zwei. Oder der. Gut. Besser. Am besten krall ich sie mir gleich. Links, rechts, links, rechts- Ach was, auf Sie im Galopp!… Hoppla noch mal! Wer bin ich denn! Knalltüte! Die hat wohl’n Knall. K.O. Walzt mich doch glatt platt. Schwuffdiwuff! Früher hätt’s das nicht gegeben. Wo das noch hinführt? „Emanzipation“. Das ich nicht lache! Weiber! Zum Grausen! O.K. Wußt ich’s doch. Echt! Na, ja, vielleicht find ich ja ne andere. Lust hätt ich ja glatt. Ist bloß nichts in Sicht. Links nicht, rechts nicht. Und geradeaus? (1)
So geradeherausgesagt, wär es jetzt Zeit, mal so richtig uaf die Tube zu drücken, und zwar hinten raus, mal den Daniel Düsentrieb, mein Darmolmännchen fragen, ob er jetzt seinen Senf dazugeben will, am besten genau hier und jetzt, hier, wos nichts zu verscharren gibt, einfach, batz, mitten aufs Trottoir, nur zugucken darf keiner, wenn der Schließmuskel klingelt und die Flanken zittern, das macht nervös… oh turbogeile Softeismaschine, ätsch, heute gibt’s Cevapcici, im Dutzende billiger, wunderbar, wie der Wurstportionierer arbeitet, und alles – tatsächlich – genau auf die Mitte der quadratischen Platte gesetzt, also bis später, du Elendshäufchen, bis after eight, du schleimige Duftschnecke, ich verabschiede mich von dir, elende Steißgeburt, ich grüße dich und verdufte schneller, als du, lass dich von mir aus von den Fliegen umschwärmen , vor meinem geistigen Auge sehe ich die Schleifspur irgendeines Trottels, der mit seinem Kopf die Stratosphäre durchschneidet, anstatt sich um das Nächstliegende zu kümmern…Recht geschieht ihm, Recht, Recht, Recht. Die Köpfe der Menschen sind viel zu hoch gesteckte Erwartungen, am besten sie werden immer wieder daran erinnert, dass die Nase ein Bodenorgan ist. Mit platten Nasen und hoppelnden Hasen auf glitschigen Straßen ist gut zu spaßen. Rollende Köpfe sind für die Töpfe, raus aus dem Sessel, hinein in den Kessel. (2)
Baumbachstraße, von der verstaubten Domhütte weggehustet, Harry lass die Nase nicht hängen, kurz hochgeschaut, ein weit sichtbarer Höhepunkt das rote Riesenrad. Auf dem Parkdeck 14 steht ein 26 Meter hohes Riesenrad der Firma Rieger. Harry, nicht nachschwafeln, hier unten duftet Linz wie es ist, da oben im Riesenrad gibts nichts zu schnüffeln, frische Luft, na und Harry, komm weiter, was hör ich da: die baskische Künstlerin Maider López verwandelt das Rad durch farbliche Eingriffe in eine Skulptur und bringt es durch digitale Manipulation auf dem Videobild zum Verschwinden. Vom Verschwinden kann gar keine Rede sein, es war noch nicht da, oder riech ich da etwa etwas runter, Videodüfte, das wär was, aber Bilder, vergiss es. Überhaupt wurde das Parkdeck zum Luna Park umgestaltet: Wer aus einer der Gondeln des Riesenrads aussteigt, kann entweder das Himmelsmuseum besuchen, einen Regenschirm als Resonanzkörper verwenden, oder mit einer Skulptur experimentieren, die aus sechs gigantischen, mit Helium gefüllten Ballons besteht. Jetzt reichts mir, genug gehört von abgehobener Kunst über den Dächern, was machen wir Hunde, wir malen hier unten, kurz nochmal an die Hausecke gepinselt, expressiv, mein Kommentar zum Riesenrad und zum Holzsteg, vom japanischen Architektenatelier Bow-Wow entworfen, geleitet die Besucher sicher über das mehr als 2000 Quadratmeter große Pflasterstein. Die international bekannte Videokünstlerin Pipilotti Rist ist eine Spezialistin für außergewöhnliche Videoprojektionen. Auf dem Dachboden des Ursulinenhofs bespielt sie einen großen Lichtballon so, dass es aussieht, als wäre sie darin gefangen. Im „Kunstlabor“ untersuchen Inger Lise Hansen und Leonid Tishkov das Phänomen „Höhenrausch“. In Studien, Versuchen und Experimenten erkunden sie die Überwindung der Schwerkraft, das Fliegen, Fallen und Steigen. Das „Kunstlabor“ schlägt auch eine Brücke zum Nachbarn: Es verbindet das OK mit dem Ursulinenhof. Gar nicht uninteressant, mal sehn was die Presse zu meiner Aktion schreibt: Hund Harry pisst auf die Landstraße als Statement zu Linz als Kulturhauptstadt der Hunde, Hundeperformance weit unter den Dächern des OK, mitten auf die Gleise, dort wos niemand interessiert, aber jeder davon betroffen ist, endlich schauen die Menschen wieder nach unten, dort wos richtig reingeht. Das wär was, jawohl Harry, die Kunst vom Himmel geholt, wos richtig weh tut in der Nase, Pippi für die Lotti, aber richtig, Pip pip hurrah, ein Pippi hier, ein Pippi da, Pippi ist für alle da, jawohl reingetreten die Schnarchnase mit den schicken Schuhen. Schuhe sind zum Gehen da, mein Strullermann ist zum strullern da, da kann ich gar nicht mehr aufhören bei soviel Bodenkunstspekulation. Macht richtig Spaß soviel Kunsturin verteilen, kommt langsam ein Rhythmus rein, rechtes Bein, linkes Bein, feiner Wein, rechtes Bein, linkes Bein, ist so fein.
Linz Taubenmarkt
Taubenmark, na mal sehn was von den Tauben so übrigbleibt auf der Straße, weit und breit nichts zu sehen von diesen gefiederten Exemplaren einer mir niederstehenden Rasse, ja niederstehend sind diese im Vergleich zu meinen elegant hohen Beinen mit denen ich jeder Taube überlegen bin. Meist gehen sie mir aus dem Weg und hinterlassen wie hier auf dem Bordstein einen kleinen Spritzer ihres traurigen Daseins, weiße Soße auf meiner Hose, ekelhafte graue Geschöpfe, alles was sie zu geben haben ist ihr flüssiger Kot, oder aber sie liegen platt gedrückt auf der Straße, weil sie wiedermal ein Auto übersehen haben, wären sie so intelligent wie ich, würden sie den Verkehr beobachten und den Blechkisten aus dem Weg gehen, niedere Geschöpfe nicht nur in der Statur sind sie, Pech, Pech, Pech, wenn ihr wiedermal zwischen den Reifen landet, oder wie ein Kaugummi am Profil hängen bleibt. Apropos Kaugummi, da klebt doch wieder einer zwischen den Pflastersteinen auf der Straße, wo bin ich, ah Taubenmarkt, kein Zufall dass ich hier in Linz am Taubenmarkt über diese elenden Geschöpfe zum Sinnieren komme, gut dass ein Kaugummi mich ablenkt und meine Aufmerksamkeit voll auf die Zivilisation lenkt. Zivilisation in den Ritzen, das wäre ein schöner Buchtitel für ein menschliches Kulturprodukt, an dem man diese messen sollte. Kaugumies in Ritzen bringt mich zum Flitzen in dieser Hitzen. Die Klebrige Masse ist für meine hochgerüstete Nase weit interessanter als alle Ölgemälde der Gemäldegalerien, obwohl ich diese auch gerne beschnuppere, da sie reich sind an olfaktorischen Reizen, meine Lieblinge sind natürlich die Niederländischen Stillleben, wo die Öle noch reich sind an tierischem Fett, aber heute gibts nichts davon in Linz. Heute gibt es Kaugummi mit Taubenkot, oder hier Erdbeerkaugummi mit Käferblut, da werd ich doch gleich melancholisch beim Schlabbern, schlabberdiwabb, Hyronimus Bosch geht mir ab, alle Holländer sind ein Fleiß gegen diesen Kaugummiescheiß.
Linzer Torte
Vorbei an der Konditorei Cafe Jindrak, holdrio, was sehen meine Äuglein da in meiner Nähe, eine Linzer Torte der feinsten Art, auf sie mit Gesabber, Tschong, was das, bin ich doch gegen etwas hartes gestoßen. Lauter Schlag, Schütteln und dann Knuddeln, streicheln lassen von Frauchen, ist doch nichts passiert, nur mit dem Kopf gegen harte Luft gestoßen. Wie die wohl vor die Torte kommt, ich schau mal fragend hoch zu meiner Holden, was macht sie jetzt, mit einem Tuch wischt sie vor der Torte herum, ja nichts wegwischen von meiner Beute, sonst werd ich sauer. Schau an wie sie mich jetzt ignoriert und nur noch mit dem Tuch wedelt, da kommen ja die Leute zum schauen, jetzt quatscht sie auch noch, Quatsch mit Soße, das ging in die Hose, was in die Hose, nein in meinen Rachen damit, was bin ich ein Hund ohne Hose, oder was. Schaut mich nur alle ganz wehleidig an, ihr Tratschtanten vor der Torte, apropos Torte, da ist sie ja noch wo sie hingehört, nach Linz natürlich und zu mir, Schicht für Schicht, erst die Marmelade und dann den Teig. Da könnt ich richtig filosofieren, wenn ich die Rautenmuster so vor mir sehe, wie sie sich wie ein unendliches Netz über den Kuchen ziehen, ja die Torte ist ein Kuchen, da flach wie die Erde im Mittelalter. Ein selten schönes Muster aus duftenden Marmeladenrauten zieht sich über diese flache Scheibe und zeigt mir wieder und wieder die Schönheit der Ordnung im Kosmos. Oh unendliche Duftrauten, zieht euch langsam zu mir herüber, damit ich eins nach dem andern einsauge wie ein extraterrestrischer Schaumschlürfer auf seinem Weg durch die Milchstraße. Ich schau dir jetzt mal ganz tief in die Augen, du liebliches Geschöpf aus Zucker, Butter und Früchten, du mein eigentlicher Grund, warum ich in hier in Linz bin, du Sinnspender in einer von Gerüchten befreiten Welt, Oh heilige Torte, ich gehe in die Knie vor dir und bete zu dir: Lass den unsichtbaren Vorhang zwischen Dir und mir fallen, heilig, heilig, heilig, heilig bist nur Du, ohne Schmu. Halt nicht wegziehen, was soll das, jetzt schon weiter ohne Eucharistie, oh Frauchen ungläubiges, lass mich noch empfangen die gebenedeite Frucht dieses Leibes, vielleicht hilft ein letztes Gebet, ich Winsel mit meinem Pinsel und falte dabei meine Forderpfoten zum Gebet, aber auch das hilft nichts, die Leine reißt an meinem Hals. Schon stehe ich vor dem Papier-Knäul einer profanen McDonalds Tasche und laufe schnell weiter.
So, jetzt wird’s aber Zeit nach Hause zu gehen. Viel hab ich heut nicht zum schnabbulieren bekommen. Diese geizigen Menschen schlagen sich den Wanst voll und ich kann betteln und um die Beine streichen. So ein Quagges. Mal ne andere Taktik überlegen. Knurrrt mir der Magen! Fressen, das ist erst mal wichtiger, Mit den Weibern check ich’s heut eh nicht mehr ab. Wo sind die bloß alle? Eingebildete Geschöpfe; man muss doch an die Fortpflanzung unserer Rasse denken, naja ich krieg euch schon noch, ich lass mir doch nicht den Tag vermiesen. So, fast zu Hause, noch mal die Laterne beschnuppern: Oh, das war ich nicht. Bestimmt dieses pudelige Weichei, das mir immer in die Quere kommt. Der hat mir wohl auch die Mädels abgejagt. Na warte! So, das fließt bis in den Gulli. Jetzt aber nichts wie rein zu Frauchen und Fresschen. Frauchen ist auch’ n Weibchen. Manchmal darf ich sogar bei ihr im Bett schlafen, ist aber nicht meine Spezies. Mist! Aber die ist auf Zack! Zach Zack noch ein paar Stufen, dann kommt sie gerufen. Pack Pack hoffentlich hört sie mich. Muss wohl bellen. Da kläfft der Bello von Frau Nachbarin. Halt’s Maul, alter Sack! Naja, wenigstens kann der nicht mehr. Hähä, Ha. Da ist auch schon Frauchen. Ja, ja schon gut, genug gestreichelt, ich hab Kohldampf. Mmh prall gefülltes Näpfchen; braves Frauchen,. Schlabber Sabber und Frauchens Geplapper. Versteh ich doch eh nicht. Na endliche ist Ruhe und ich bin voll gefressen. Sie sitzt vor dem Flimmerkasten. Mal schaun was da so geht, bloß nicht zu viel Action nach dem Essen. Da sind sowieso nur Menschen drin, Goggolores nix für mich. Heute keine Frau abbekommen und das in meinen besten Jahren. Wo bleibt da meine Ausgeglichenheit? Frauchens Beine, auch nicht das wahre, aber dann kann ich besser schlafen. Hoppel, Hoppel, Hoppel, vielleicht bin ich doch ein Hase. Hä was ist da auf Frauchens Hose? Schnupper, Schnupper, super duper… Cappuccino…aah mit Sahne. Ab in die Heia, noch ein paar Mal im Kreis gedreht und tschüß! (3)
Ein Auge – klap. Zweites Auge – klapp. Klapp, klapper, klap. Hell da draußen. Erstmal: Gähn! Da knackt der Kiefer, Hej ist ja schon richtig Tag. Rukkedigu – Blut ist im Schuh. Der reinste Horror, und so was erzählen die ihren Kindern. Na hab ich Glück, dass ich eingebautes Schuhwerk besitze. Die Mitzi- aouhh, mein Schädel dröhnt – Rukkedigu. Jetzt aber rein ins Vergnügen. Was träum ich auch von Katzen- Du sonderbares unbewusstes. Hej, der Napf ist ja noch leer, wo bleibt mein Frühstück: Die Flocken die locken. Kurzer Anlauf und ra… autsch. So ein Mist. Ich will doch nicht zum Boxer werden. Plattschnautze steht mir nicht. Warum räumen die Menschen auch immer alles nach oben, wo unsereins nicht hingelangt. Machtdemonstration oder Angst? Dabei steht mir mein Fressen doch zu. Irgendwann werden wir Aufstehen, geradestehen- werden an alles gelangen und… die Revolution ist nahe. Naja kann aber auch anstrengend werden. Wie krieg ich Frauchen denn nur aus dem Bett. Auf sie mit gekläff. (4)
Stop Hary, was träumst du wieder, Konzentration, ich glaub ich bin raus aus dem Epizentrum der Kunst, kann auch schon keine Kunst mehr riechen, verstopft eh nur die Nasenlöcher mit Elektrosmog. Früher war es wenigstens feiner Gipsstaub oder Terpentin was die Nase angenehm durchzogen hat. Oh, was ist das, stehngeblieben, was riecht da so gut nach Öl, Plastik und Hundepippi, das kann doch nur ein edler Sportwagen sein. So tief kann doch wohl kein Dackel pinkeln, da bin ich jetzt aber mal gespannt. Schnauf nicht rauf, Rüssel runter, noch tiefergelegt das Riechorgan, hinein in die Lamelle, nah am Straßenbelag, feiner Teer das gibt was her, oh eine liebliche Sorte, vielleicht Pudelpisse, eine von der Sorte, wie sie nur in Wien in Schönbrunn spazieren, eine stolze Pudeldame, die ihr Bein beim Sportwagen derart abwinkelt, dass sofort die Paparzzi aus den Büschen gesprungen kommen und Fotos für die Vogue schießen. Muss wohl auf Urlaub sein die Pudelin, oder sie ist auf Tournee hier in der Kulturhauptstadt der Pudelei, elegant wie sie ihre Duftnote am Kotflügel eines Porsche Coupe entlang verteilt hat. Der edlen Brunsspur nach muss es ein Porsche sein, welche Pudeldame uriniert schon an einen VW Golf, oder an einen Fiat Panda, na ja manchmal kommt es schon zu Verwechslungen in der Automarke. Es könnte sich hier auch um eine dieser Japanischen Marken handeln, die den Porschekotflügel perfekt nachgebildet haben, eine Imitation oder Fälschung, oder Neuauflage, oder wie immer das genannt wird. Halt, dageblieben, Rückwärtsgang aber Rucki Zucki, nicht so hurti mit dem Gurti, was soll das Gezerre, schließlich will ich meinen Kulturhaupstadtaufenthalt auch genießen, nicht nur hackeln und mit der Kamera wackeln. Hier geblieben, aber stante pede, ein stehender Duft weht in der Luft, wehe der Wagen fährt jetzt davon, ein stehender Wagen mit wehender Fahne ist für uns Hunde wie ein Sonnenblumenfeld für Bienen, eine tiefergelegtes Duftparadies, eine Duftparade im Stand-By Modus, ein Eisschlotzer in für meine aufgeheizten Rezeptoren. Haideeee Rabad das macht satt!
HaWe Oje, Schädel tut weh. Rukkedigu die Taube schlägt zu. Jetzt träum ich schon am helllichten Mittag in sechsfüßigen Jamben. Konfuses Zeug, orgiastisches Katzengejammer mit nem Schuss Tiefsinn, Herrentorte auf Blattspinat. Blätterteig im Damenspagat. Spaghetti mit Soße, ujoh, es läuft in der Hose. Ja eine Rose ist eine Rose ist eine Tulpe und alle Tulpen sind dumm. Mal sehn wie’s draußen in der Wirklichkeit aussieht: Bin ich ein Goldhamster oder ist das da drüben wirklich unser Eddy, die trübste aller Tassen? Hat sich der aber ne Lockenwand vors Gesicht fallen lassen! Kein Wunder, wenn der mich nicht sieht. Der tubbelt sich einfach der Nase lang durchs Tütengewühle. Der alte Schnüffelsack. Am besten, der steckt seinen Riechkolben gleich in nen Auspuff, dann weiß er wenigstens, was ihm das Leben so schwer macht. Letztes mal hatte er so viele Flöhe im Fell, dass er sich öffentlich zu einem Freistatt erklärte und jeden einzelnen seiner Bewohner am liebsten die Pfote gereicht hätte, anstatt diesen Parasiten mit eben derselben den Garaus zu machen. Lieber ein Floh im Ohr, als tausend außer Reichweite. Oh Eddy, oh Eddy, du strohgefüllter Teddy, lass den Schläger im Caddy, das sagt dir dein Daddy. (2)
(1-4) Schreibseminar an der FKN Nürtingen 1996
(1) Martina (2) Harry W. (3) Alex S. (4) Beate R.