ESSEN

von Liz Lunatic, Beitrag Poetry Slam im Lokativ Dez. 2009

 

Das Versprechen

Das Versprechen- es hat viel mit Ehrlichkeit am Hut. Der Kodex lautet  Sein so wie du bist. Es wird zu einer existenziellen Frage, sein oder ihr Fett wegzukriegen. Die fetten Jahre sind vorbei! Diese Botschaft ist als Aufmunterung gedacht. Denkst du wirklich? Vielleicht ist es auch eine versteckte Drohung. Das Was-Wenn-Nicht  lässt deinen Körper in einem Stillschwebezustand verharren. Vertrau auf deinen Körper. Solltest du es nicht schaffen, ihn zu perfektionieren der Bild auf Seite 3 gemäß, dann gnade dir Figurella. Zumindest in diesen Breitengraden. Der Körper braucht Kontrolle. Um seine Rolle  spielen zu können, spielt er sich auf. Verlangt nach immer mehr Essen. Zumindest kurz friss-dich. Du gibst ihm, was er nötig hätte, aber in Kurzform, in Tablettennorm. Doch der Weg ist eindeutig. Mach dir doch nichts vor. Dir ist bewusst, wohin es gehen sollte.  Andernfalls werden dich unbequeme Sanktionen treffen. Und du gehst den Weg, weil die Wahl nicht anders getroffen werden hätte können. So sein, gilt nicht! Hat es noch nie.  Außerdem, der Umwelt zuliebe solltest du es tun! Nimm dich zusammen, mit deinem Körperchen. Dem Energieverschwenderlein… Merkst du es jetzt: Dein Geist ist nicht von Gewicht. Das Urteil trifft allein deinen Körper. Das ist doch kein Nachteil nicht! Es ist eine Option für all diejenigen, die im verborgenen Kreis der deftigen Speis´ nicht abzuschwören bereit sind. Im Geistigen gibt es keine zusätzliche Belastung. Nur du selbst sein. Dich woll und lustig fühlen dürfen. Freiheit, Gelassenheit, Kreativität, Kontaktanzeigen, Catering. Kunst eventuell. Geh in dich und denk mal drüber nach: Wer bist du wirklich? Brauchst du deinen Körper überhaupt? Ständig diese Schwierigkeiten. Denk mal drüber nach… Vielleicht wärst du ja ohne ihn besser dran.  Denk mal drüber nach…Warum machst du es dir bloß so schwer, Menschlein…Trenn dich von ihm. Dein Körper – eine einzige Belastung. Ein für allemal! Mach Schluss!  Du bist doch nicht für ihn verantwortlich! Schließlich bist du ja kein Kind mehr und kannst für dich alleine Entscheidungen treffen. Wahrlich frei zu  sein bedeutet auch, frei von etwas zu sein, weißt! Unabhängig von hängenden Armen und anderen Elementen.  Auch mal allein abhängen können. Seit du in ihm geboren bist, versucht dein Körper dich zu gängeln und seinen Bedürfnissen zu unterwerfen. Lass dir das nicht mehr länger bieten! So nicht! Nicht mit dir, diese ewigen  Schmerz- , Schlaf-, und Hungerattacken. Und dann auch noch dieses Brennen im Unterleib, die dich folternden Hormone, die dich zu einem willenlosen Automaten transformieren. Jetzt ist es genug. Lass ihn leiden so wie du unter ihm gelitten hast! Lass ihn ziehen. Stoss ihn ab. Er ist nur eine Hülle. Lass dich fallen, sobald du bereit bist für ein Leben ohne ihn. Aber vergiss nicht zu echoen! : Last but not too fast- woher das Ver-Sprechen rührt.  

Geschmack

Völlegefühl. Vollschlankheit. Lass es dir schmecken! Trotz der Versuchung! Trotz der Versuchung, sagst du dir! Sprich nicht, während du isst. Schluck runter. Alles. Brav. Ein Löffel für die Waale/Wampe/Wahrhaftigkeit, ein Löffel für dich selber. (Schließlich musst du auch von irgendwas leben und du gönnst dir ja sonst nichts).Und schlucken. Schling nicht so. Entsprich lieber. Unsereins. Sprich dich aus und lass es fließen. Den Bach runter, das breiige Leben. Später wirst du mit den Augen verschlungen werden, dein Geschmack wird jemanden auf der Zunge liegen… und dir wird beifuss oder Zeiten geraten, du tätest gut daran,  nur immer weiter, weiter Cesar Salad ohne Dressing zu bestellen. Wenn der Mond günstig steht, wird eine Verpackung aufgerissen werden. Eine Schnitte wird ausgepackt und abgeleckt sein. Lecker, hmmmm…das steile Gück. Unschuldig in Obers. Ein Hochzeitsgeschenk. Du küsst mit deinem Erdbeermund einen Muserich (vielleicht wars Klausi). Jetzt tu doch nicht so, das ist doch verständlich,  er wird jung gewesen sein und das Geld gebraucht haben. Auch wenn es nix hilft: die werdenden Schweinshaxen  wandern die Decke entlang, wollen  sehen und gesehen werden. Doch nur Rexi und Jackie erzittern bei dem Gedanken. Unsereins, bitte hier: Gemüse und Obst gelten als gesund und rund (außer Bananen, Melanzani, Zucchini, Rettich, Sellerie, diversen Salaten, wie Rauke z.B., und Bataten). Selbst wenn es verfault ist, könnte es immer noch geworfen werden –bitte keine Verschwendung- doch nur nach denen, die den Himmel als Abgrund unter sich gut dünken. Da jibts ja jenuch von. Natürlich werden sie gehasst für ihren schlechten Geschmack. Viel lieber bietest du Melonen, Äpfel, Knödel an. Wenns denn sein muss, auch deine eigenen. Als Intermezzo Gurke, ein geringer  Kalorienverbrauch, hey, hey das gönnst du so wie allen so auch dir im Besonderen, aber nicht zuviel davon, nicht denen, die die Sprech- und Futtervorrichtung nicht aus eigenem Antrieb heraus zukleben, die nicht so sind wie so. Die müden Würfe treffsicher ins aufgerissene Mäulchen. Schnappen die doch noch immer danach, bis sie sich verbiegen  vom Hunger nach Glückssimili.

Haut und Kuchen

Sie gelten als Idole und Sexsymbole, haben in vielen Fällen auch Kohle. Ein Schoßhündchen, ein aufgespritztes Mündchen, Und Kurven und verlorene Weiblichkeit. Und Wahnsinn. Sie werden das Geheimnis hüten, obwohl allen klar sein dürfte, dass sie dafür bezahlt werden, dünn zu sein. Du willst doch auch Teil davon sein? Klar, willst auch du dafür arbeiten, deine verschwitzten Achselhaare vorzeigen. Deine Auftraggeber stehen nicht auf kritische Auf- und Zukleber. Willst du was erreichen, dann lass dich mit Haut und Haaren bleichen. Die Orangenhaut straffen, deine Wurstfinger absaugen. Das Gegenüber hat schon immer eine Meinung. Du wirst nur über deinen Körper wahrgenommen. Das Gehirn baut ab, die Selbstwahrnehmung wird gestört. Obwohl du wahrscheinlich was in der Birne hast, kannst du dieser unangenehmen Abhängigkeit  dem Gegenüber nicht den Rücken kehren, es hat oft Haare auf der Brust, und dir wird nachgesagt, du hättest Haare auf den Zähnen. Kummerrähnen wachsen dir aus dem Ohr. Hör nicht hin. Lass sie reden. Sie wissen, was sie tun, aber es berührt dich nicht. Warum sie dich nicht in Ruhe lassen? Weil du fett bist. Und lieblos, und arbeitslos, und lautlos und dominofarben. Die immer gleiche Leier, geht auf die Eierstöcke. Deine Wohnung ist ein Saustall und du wirst es schon noch sehen. Was es zu sehen gibt. Hier gibt’s nix zu sehen. Husch, husch, ehe sie kommen und  dir deine Fertiggericht- Worte aus dem Mund reißen, bevor du sie noch wiederkäuen kannst, komm sing mit uns: „They may not be pretty, they may not be smart, but they got guns and that´s a start“.. Oder wolltest du ehrlich sein, etwa?  Wolltest du dich entfalten, wolltest du deine zwiespältige Haltung verantworten? Der Zweifel entspricht dir viel besser als das Gerüschte. Such dir ein paar abgelegte Worte, vielleicht kannst du sie noch zur Entschuldigung brauchen. Wenn du nur mal aussprechen könntest, was schon seit langem spruchreif im Kasten hängt. Nimm dir die Zeit!  Such dir etwas aus, das du uns gern mitteilen möchtest. Du möchtest nicht teilen?  Die Schuld ist ganz dein eigen. Eine gute Wahl. Das Schuldige steht dir hervorragend! Aber, aber meine…aber hallo! Wertvolle Redezeit, nur kein Futterneid. Was darfst du uns anbieten? Du darfst dich uns darbieten. Den Appetit anregen, steck  in den zum Staunen geöffneten Mund einen Apfel! Aber, schnell weg, sie riechen schon den Braten, du kannst sie nicht linken, wir wussten schon lange, dass mit ihnen nicht gut Kirschen essen ist, sie kommen näher, näher, I keep my fingers crossed for you, hilfts nix, schads nix, schon hörst du sie kreischen: Pektin nieder, den Bratling!   

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