Hund Harry auf Ugljan

harry1.jpgAuslandskorrespondent Hund Harry berichtet von der Insel Ugljan

Zadar 13.8.2011 7Uhr, raus aus dem Auto, Harry und dann nichts wie weg von diesen Schmarotzern, labern die ganze Fahrt vom Schnabbulieren, selbsternannte Herrchen und Frauchen, keinen Schimmer von den Bedürfnissen eines Vierbeiners. Und tschüss, ciao, chow chow baba, lasst euch den Urlaub ohne mich versüßen, ab ins Hafengetümmel, Fischverkäufer, Souvenierstände und Mülltüten, das fängt ja schon gut an, was für ein exotisches Gemisch an Düften, da läuft mir der Saft im Munde zusammen, was man da nur am Boden findet ist ein Schlaraffenland des Asphalts, ein Nachmarktpflaster des Südens, ein Alexanderplatz des Meeres, hier riecht man dazu eine frische Brise, hier bleibst du Harry, die Möwe, ein Fischlein für Pappi, ein Grätlein für Mammi, aber da, was schlupft da von links in mein Geruchsorgan, frische Kräuter, Pfeffer und Salz, da kann ein Fleisch auch nicht weit sein, da wird man ja zum Vegetarier, nur vom Hinriechen, schön, dann mal kurz durch das alte Stadttor durchschlawenzeln, ah das ist ein Treiben hier und schon um 7Uhr in der Früh, links ein Cafe, rechts ein Gemüsestand, waber, wo kommt jetzt die Kräutermischung her, von rechts, jawohl, nur aufpassen, dass mir nicht die falschen Typen über den Weg laufen, werd meinen haarigen Körper zwischen den Marktständen durchschieben, glotz nicht so du Armleuchter, wohl noch nie einen Hund gesehen, hä, Achtung Fußtritt, ausweichen und mit dem Schwanz heftig wedeln, jawohl und schnell noch kurz markiert, den Holzstand, kurz meinen Protest ausdrücken, jawohl ein paar Spritzer aufs Holzbein, zum Abschluss noch auf die Berliner Art, eine Curry-Wurst hinein in den Sonnenhut und nichts wie weg, da lupfts dir jetzt den Hut, genau, lass es raus, hoffentlich find ich bald was zum beißen, irgendwo auf dem alten Steinboden, der glänzt ja wie frisch versiegelt, da wär ich beinahe ausgerutscht, ist das überhaupt Stein worauf ich da gehe, das glänzt ja wie der Po meines Frauchens nach dem Duschen, da fühlt man sich ja wie zuhause, nein besser, wie die Made im Speck, nur ohne Speck, riecht leider nur nach nassem Regen und schnuffel die schnuff, nach Möwenkacke, au Backe, die sind wohl in der Nähe, die Aasgeier. Hat wohl geregnet heut Nacht, da hat sich die Möwe dabei in die Hose gemacht, ach wie sich das reimt, da wirst du ja noch zum Poet, hier am Meer, wenn das das Harrietchen wüßte, nächstes mal nehm ich es mit, am besten auf die Kornaten, die sind unbewohnt, da kann man dichten ohne gestört zu werden, einzig die Kräuter stören dich dort bei der Arbeit, weil sie so intensiv duften, hab ich gehört: Oregano, Rosmarin, apropo Rosmarinfleisch, wo ist jetzt eigentlich das gute Fleisch, von dem man soviel hört, also mal den Detektiv aus dir rauslassen, Harry und losschnüffeln, einmal rechts, zweimal links und dann geradeaus rausgesagt, scheiß Markt, kein Fleisch, nur Kräuter und Hosenanzüge aus Bioleinen, damit kann ich nichts anfangen, d.h. ich leg mal los in Richtung der Fähre zur Insel, Jadrolinija, jawohl das ist sie, dober dan, guten Tag und Tschüss, schnell an den Kontrolleuren vorbeigeschlichen, Tickets, was brauch ich ein Ticket, seit wann können Hunde an den Schalter gehen und Tickets kaufen, der Typ in der hellblauen Uniform schaut ganz schön belämmert herunter, wohl noch nie einen blinden Passagier gesehen, einen Blindenhund, ohne Blinden, einen dem du blind nicht vertrauen kannst, also schau nicht so und lass mich weiter, ho, ist das heiß auf dem Riffelblech, links rechts, immer nur eine Pfote aufs heiße Eisen, da freut sich Mullbridge, der Fotograph, ich kann auch noch ganz anders, wenns noch heißer wird, hoppel ich auf einer Pfote übers Schiffsdeck, hopp, hopp, da bin ich top. Schau an, die Empfangsdame sieht zu dir rüber Harry, Achtung treuen Hundeblick aufsetzen und kraulen lassen, jawohl genau da, trallala, ein süßes Häppchen wär jetzt toll, dann tanz ich auch ganz schnell aufs Oberdeck, dort wo Leonardo gerade seine Kate Winslet abmalt, wenn die mich sieht, lässt sie den sowieso stehn, na mal sehn, wo seid ihr Liebespaare der Meere, Gönner der Tierwelt, Geber in der Not, na toll, tote Hose aufm Oberdeck, gelbe Plastiksessel wie im Fußballstadion, da werd ich meine Traummahlzeit wohl nicht finden, kurz die Abneigung in seiner ganzen Fülle manifestieren, jawohl linkes Bein und rollen lassen, die Soße, gegen den Plastikschrott und die Armut am Oberdeck, oje jetzt hast du aus Versehen direkt aufs Schild gestrullert, Rauchen verboten, besser wär Koten verboten, weil nun kommt Manifest Nr. 2, Platz für mich und meine Wut, batz, jawohl direkt auf die Sitzschale in gelb, einen Braunen Kontrapunkt gesetzt, batz, batz, batz, Künstlerscheiße ohne Dose, direkt auf die Hose und jetzt schnell weg hier, runter von der Fähre, bevor man dich bestraft, ab durch die Mitte mit einem Satz bin ich da, wo ich hingehöre, auf der Insel meiner Träume. Wo bitte gehts zum Strand, danke schön, ahoj Kameraden, schaut mich an, ein Seehund bin ich, ein Inselwinsel, mit seinem Pinsel, einer, der auch mal baden geht, ohne zu jaulen, nein, nein, nein, Harry, direkt in einen Seeigel gestiegen, scheiß Tier, ach was sag ich, Tier ist wohl eine reine Übertreibung, sowas kann wohl null Gehirn haben, das Ding besteht doch nur aus Stacheln, weg mit dem Teil ins Meer, Zack, jetzt bin ich doch tatsächlich verletzt, Sanitäter, wo seid ihr, hat niemand Mitleid mit mir, einem verletzten Köter, natürlich nicht, scheiß auf die Touristen, die sind alle nur mit ihrem Badetuch beschäftigt, liegen faul auf der Promenade und lassen ihre blanke Haut bräunen, braun bin ich schon lange und in der Sonne werd ich bestimmt nicht bräuner, da werd ich wenn dann ganz lahm, so wie jetzt, da wird mirs schummrig und dann schlaf ich ein, allein…

So genug geschlafen, jetzt mal nach Futter Ausschau halten, werd mich mal schnell bei der nächsten Touristenfamilie vorstellen, vielleicht nehmen sie mich mit in ihre Hotelbar, Grüß Gott, darf ich mich vorstellen, Hund Harry, nicht haarig, auch nicht hurry, Harry, was wo wollt ihr hin, hurry,hurry, halt ich bin ein gestrandeter Hund aus Afrika, hab Hunger, bin den Ozean durchschwommen, jawohl Kenia, tagelang ohne einen Knochen, ah Engländer, die verstehen mich nicht, da drüben das sind doch bestimmt Österreicher mit Ihrer Red Bull Dosen Sammlung, Grieß di, jawohl i bin a trauriger Hund, da kommt schon eine riesige Sympatiewelle auf mich herunter, da legts mir die Haare an den Körper, servus die Wadln, jawohl da legst di nieder, Harry du Glückspilz und gleich mal ein Manner-Schnitterl als Vorspeise, jawohl schleck die weg und noch ein Würstchen aus dem Sackerl, kein Sackerl fürs Gackerl, nein noch ein Würstchen und noch eins, jetzt hast du endlich wieder eine Familie, leg dich dazu jawohl, aufs Badetuch und ein Kissen für die Ohren, oh schön unterm Sonnenschirm, jawohl und wegdösen mit vollem Magen, bevor sie dich wegschicken, schnarch, schnarch. Aufwachen Harry, es wird schon dämrig, ja wo sind denn alle hin, wo ist denn meine österreichische Familie, typisch, machen sich aus dem Staub, oder besser aus dem Sand, ohne Abschied zu nehmen, Sand das wär jetzt was, hier gibts ja nur Steine, runde und scharfe und Muscheln, da lebt man gefährlich als Hund, soll ich nun einmal ins Wasser oder nicht, nein das ist nichts fürs Fell, da pickt sonst alles zusammen wie bei einer Zuckerwatte, das wärs doch Harry die Zuckerwatte, da finden dich dann ein paar Kinder hier am Strand liegen und fangen an dir die Haare vom Leib zu fressen, den Rest von dir werfen sie ins Meer wie einen abgenagten Maiskolben, pfui. Das ist jetzt nicht das erste Mal, dass ich mich in einer Artverwandtschaft zum Maiskolben sehe, lieber mit einem Maiskolben verwandt, als mit einer Zuckerwatte, na denn aber ein übergroßer Maiskolben, einer von der gentechnischen Sorte, mit grauem Haar und 30 Kilo, ob es wohl Mais auf dieser Insel gibt, es riecht schon ganz intensiv nach Olivenöl und Feigenmuß und aus Westen kommt mir ein leichter Hauch von Lammfleisch in die Nase, da werd ich doch gleich mal die Spur verfolgen, immer schön an der Natursteinimitatmauer entlang auf den Spuren zum Griller deiner träume, ja der Geruch wird intensiver, jawohl mit einem Satz über die Mauer, hinein ins Paradies, dober dan, nein ich bin kein Dobermann, nein nicht mit dem Grillbesteck nach mir stechen, ich bin nicht das Lamm, ich bin einer der nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und sein Abendessen verdient hat. so, richtig, ein Knochen für Schaf Adele, ein Knochen für Schaf Hilde, gut und noch ein Knochen für den Schäferhund und jetzt bin ich schnell wieder weg, dober dan, ja Dobermann, dann such ich mir mal ein nettes Plätzchen unter einem Feigenbaum und zähl die Schafe, Adele, Hilde, Marlene, Horst, was Horst, was macht denn Horst in meinen Gedanken, Horst das Schaf, das gibts doch nicht, dann mal weiter zählen,..

Heulende Hunde am Morgen, jawohl ein Heuler auf die Freundschaft, bin auch schon mit Katzenjammer geweckt worden, da freut man sich über die Verwandtschaft, oder ganz schlimm, vom Hahn geweckt, es gibt nichts nervigeres, als am Bauernhof vom lästigen Hahn geweckt zu werden, gickerigi, den fahr i hi, auf Ugljan gibt’s die nie, da ist die Welt noch in Ordnung, wo seid ihr denn Kollegen, ich mach mich gleich auf die Suche, irgendwo liegt bestimmt ein kroatischer Hirtenhund, da steh ich drauf, da werd ich ganz wild, ab gehts mit Vollgas, vorbei an Traubenhängen, blauem und weißem Wein, was hör ich aber da in der Zypresse, ritsche ratsche, oh verdammte Grillenkacke, tausend nervige zirpende Insekten, ritsch ritsch ritsch, die Vorstellung, dass mich hunderte dieser kleinen Viecher befallen, lässt mich fantasieren, mein Fell wäre ein einziger Kirchenchor, wo das Ave Maria von hunderten Grillen bis in alle Ewigkeit gezirpst wird, dagegen wäre Ostersonntag eine Kinderparty, und weiter das eintönig nervende fahle Ritschritsch, tausendfach, ja Millionen mal wiederholt, die sind schlimmer als DJ Sven Väth, der auch jahrelang schon den gleichen monotonen Technosound von sich lässt, was ist eine Grille im Sektglas – ein Insekt, ha habt ihr den gehört ihr kleinen Baumbewohner, was hockt ihr überhaupt dort oben, kommt doch runter zu mir, dann erzähl ich euch den nächsten Witz über eure Art, warum gehen die Grillen nicht in die Kirche, hä? Weils In-Sekten sind, ja da gehts ab im Baum, da wird gelacht und gejubelt, ritsch ritsch ritsch, jetzt lass ich euch in Ruhe, da seh ich nämlich eine urige Hundehütte am Straßenende, vor einer griechischen Privatruine, einen Geschmack haben die da auf der Insel, ein klassischer Schrotthaufen ist das, selbst die Hundehütte ist verschnörkselt wie ein korinthisches Säulenkapitell, hoffentlich hockt kein Korinthenkackerhund darin, mal kurz anbellen, hallo Bello, sprichst du kein Deutsch, na dann mal mit Pfoten und Füßen begrüßen. Howdi, my name is Harry, was Arschloch, bist wohl doch ein deutscher Schäferhund, oder was bist du für eine Promenadenmischung, was ein kroatischer Wolfshund mit einem Dackel gemischt, ja da legst dich nieder, Arme Sau, fühlst dich wohl auf der Insel, ja na und die Ugljaner, die sind nett und spendabel, hab ich noch nichts gemerkt von, schnuff schnuff, wo kommt der Fischgeruch her, gibs zu du versteckst doch einen Tunfisch in deiner Bude, lass mich doch rein, nenn mich einfach Harrylein, nein, ich bin aus der großen Stadt, gibst du mir einen Fisch, dann zeig ich dir mal Berlin für umsonst, ja mein Anhang lebt in Berlin, Frauchen ist Professorin für Wasserbiologie an der HDK, jawohl du kannst mir also nicht erzählen, dass das in deiner Hütte kein Fisch ist, also Kumpel rück rüber die Keule, lieber zu zweit am Fisch nagen, als alleine in der Sonne darben, nein kein Bock, na gut, was wie heißt du Aschenbach, das ist aber kein kroatischer Name, hast wohl den deutschen Dackel als Dominierendes Gen in dir, na erzähl mal deine Lebensgeschichte, wenn ich dann einen Teil vom Fisch kriege ist mir alles recht. Ein Tag am Meer, bei diesem Lied gehn mir die Ohrlappen hoch, da spitz ich meine Audioorgane und fang an zu tänzeln, wenn ich mir die flachen Wellen so anschaue, Aschenbach, wie sie über die Kieselsteine streichen, in einer Höhe von 30cm, das wär ideal zum Wellenreiten, ich bin Profi, Hundesurfmeister, stell dir vor, wie ich mich mit meinem Brett in eine dieser dreißig Zentimeter Wellen schwinge und mit angelegtem Fellhaaren eine für Hundedamen einzigartig anziehende Figur mache, während meine muskulösen Beine das Brett durch das schäumende Nass reiten, um kurz vor der Promenadenmauer unter dem Jubel der am Strand stehenden Hundedamen und Touristen unter dem Wellenkamm hervorzustechen. Was Traumtänzer, deine Geschichte von Venedig und dem jungen Hundegott ist wohl eher ein Traum, als meine vom Wellenreiten, erzähl du mir doch noch mal von deinem jungen Zwergpinscher, dann sag ich dir, wer von uns der Phantast ist. Wenn du mir nichts gibst von deinem Fisch muss ich wieder zu meinen Trauben und Feigen, gut ich bin eh Vegetarier, ernähr mich in Berlin eh nur von Erdnüssen und Joghurt, ja als Berufssportler muss man einen strengen Speiseplan einhalten, damit man keinen fetten Wanst bekommt, ja schau dich doch an Aschenbach, vom Fisch werden auch die Haare ganz fettig. Wärst du auch Vegeterrier, so wie ich, dann hättest du in Venedig nicht so abgekackt vor dem Pinscher, schau dich doch an du fleischfressender Sack, tschüss, genieß deinen öligen Fisch, ich geh jetzt einen Salat essen, dazu einen Grüntee für den Teint, by by.

Na was kommt denn da auf mich zu gerannt, wie eine Büffelherde, ein Duft von Fischgräten, da vergess ich doch gleich den Scheiß mit dem Vegeterrier, ein ganzes Brett schlägt mir da ins Gesicht, hinten im Restauranthof, nichts wie los, ja was sehen meine Äuglein da vor mir am Boden, nicht nur ein, zwei Fischgrätchen, ein ganzes Fischgratparkett liegt da vor mir im Hof neben den Mülltonnen, da war doch bestimmt ein Künstler am Werk, greif zu Harry, bevor du zum Romantiker wirst, LECKER der Bodendecker, ein Hoch auf die kroatischen Bodenleger, schön regelmäßig wie in Omas Altbauwohnung, selbst geölt ist der wie in Berlin, nur das dreidimensionale Muster geht hier ab, da konnte man sich drinn verirren im Bodenmuster, aber der Geruch ist hier natürlich viel interessanter, als in Berlin, schmatz dich jetzt mal durch Harry, bevor du noch in ästhetische Spekulationen abdriftest, ab und durch wie eine Bosch-Oberfräse, nag nag dich durch, made in Germany, jawohl ein Hoch auf die scharfen Beiserchen, da fliegen die Späne, links und rechts, rechts links, rechts links, wie bei der Armee und eins und zwei und jetzt noch einen Marsch, da naht schon das Ende, aber hallo da gibts ja noch den Weg zurück und wieder von vorne durch den Teppich, jetzt bist du aber voll, das reicht zur Demoralisierung der Armee, da hängt der Magen schon am Boden und schleift über den Teer, mal sehn wo da ein Kanaldeckel auftaucht zur Erleichterung, da reicht keine Baumstumpf, oder eine Grasmulde bei meinen Blähungen die jetzt loslegen, ah da hab ich was, Kanalizatjion Vulkan Zagreb steht da drauf, das passt genau zu meinem Befinden, wie ein Vulkan fühl ich mich, der gleich ausbricht und los, raus damit mit dem ganzen Mist, ein explosives Gemisch, was sich da jetzt rausdrängt in die Bodenlöcher, big bang of shit, das beamt alles weg, asta la vista Kanaldeckel ade.

War das jetzt ein Traum oder Realität, hab ich jetzt wohl zu lange geschlafen, ja nach dem Geruch war das Wirklichkeit, das heißt jetzt brauchst du einen Ausgleich Harry, ein bisschen Sport, Laufen gegen die Fettsucht, oder Bergsteigen, ja am besten zu Berg St Michail, dem höchsten Fels auf der Insel, mit einer Burg an der Spitze, die wollte ich mir eh anschauen, am Ende meiner Reise, jawohl das Ende naht, ich spür schon Frauchen auf dem Sprung, wahrscheinlich sucht mich schon die Inselpolizei, da merkt Hund mal wieder, wie unfrei er ist, den Berg musst du dir aber anschauen bevor du die Insel verlässt, das waren die Worte Aschenbachs, da fühlst du dich wie Pedrarca, der auf der Spitze des Berges Mont Ventoux 1336 die Schönheit mit Worten besungen hat, da spürst du die Erhabenheit der tierischen Existenz, die Erregung des Hundeherzens, nur du, ein kleiner Vierbeiner in großer Naturgewalt, da erlebst du dann deine kleine Hundeexistenz am intensivsten, so Aschenbach, jedoch überragt dein Verstand alle Berge und Täler um dich herum, diese Tatsache musst du besingen, heulen musst du ins Tal hinunter, jawohl Harry heulen wirst du wie eine Sirene, nur mit mehr Ausdruck, nicht umsonst bist du bekannt in Berlin als die Stimme, rein gewordener Ausdruck, jetzt aber mal los, tip tap, tip tip rauf auf den Berg, wenn du oben warst und danach wieder in deine kleine Hundehüttenwelt in der Charlottenburgerstraße kommst, bist du ein ganz anderer Hund, dann bist du erhaben, dann hast du was vom Himmel gesehen und bist kein Straßenköter mehr, der von einem Baum zum nächsten läuft, mit der Nase am Asphalt, nur um zu markieren, dann stehst du darüber, wie hat Aschenbach das Gefühl genannt, ein überirdische Existenzielles Dasein. Er kam zu seiner Hundehütte zurück und hat erstmal ein Kerzlein angezündet, jetzt mal weiter die Steigung wird immer härter, da lob ich mir Berlin, da gibts nur Ebenen, hier geht mir jetzt schon die Puste aus, jetzt gehts gleich nicht mehr weiter, erst mal eine kurze Pause, jawohl, Grüß Gott, die laufen einfach an mir vorbei, deutsche Touristen, halt, nehmt mich mit, nein, na das werd ich melden am Konsulat, Verwehrung der Hilfe an einem sterbenden Hund in der Wüste, äh am Berg, drei Stunden später, die Menschen sind alle vorbeigelaufen und haben mich gestreichelt, mich aber in der sengenden Hitze liegen lassen, was für eine Unmenschlichkeit, ja was seh ich da am Horizont, Wasser, Aschenbach seh ich mit Frauchen, ja gehn wir gemeinsam ins Meer, baden jawohl kommt zu mir holt mich ab, ja schüttel dein Haar Haary, sei der Retriever im Revier, Paff weg, alles nur Halluzination, das Meer ist weit weg, Aschenbach wahrscheinlich schon am Lido mit einem Knochen und Frauchen am Strand, hat mich bestimmt vergessen, peinlich da wird ich die Bergspitze wohl nicht erreichen, keine Erregung des Hundeherzens, nur Erregung öffentlichen Ärgernisses, hoffentlich, dann kommt wenigstens die Polizei und rettet dich, ja, tatütatta was hör ich da tatsächlich die Polizei ist da, dein Freund und Helfer und Frauchen und Herrchen alle da, seid gegrüßt, jetzt wär ich gleich gestorben hier am Berg, jawohl nehmt mich wieder mit, ich war sch oben und hab die Natur besungen, jawohl, euer Harry ist ein Held, einer der alles kann, jetzt aber wieder zurück muss, Harry gehört in die Stadt, in die Zivilisation, zu den Straßenhunden der Großstadt, zu Hundefutter aus der Dose und Wasser aus dem Hahn, Kickeriki.

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